147

Ksenia Shachneva/Daria Andreeva/Ugol Kazan

Deutschlandpremiere | Von Radmila Khakova (Autorin) | Russisch mit deutschen Übertiteln | nicht barrierefrei (Veranstaltungsraum nur mit Treppe zu erreichen)

Theater

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Die Inszenierung der jungen Regisseurinnen Ksenia Shachneva und Daria Andreevna geht der Frage nach, wie sich unsere Beziehungen in einer sich rasant entwickelnden Welt verändern. Basierend auf dem Buch „147 Verabredungen“ der tatarischen Journalistin und Autorin Radmila Khakova spielt der Abend in furioser Weise ein Date nach dem anderen durch. Khakova hatte sich 2016 das Ziel gesetzt, so viele Verabredungen wie möglich in zehn verschiedenen Ländern einzugehen. Ihre Erfahrungen veröffentlichte sie unmittelbar am nächsten Tag auf Facebook und beim Messengerdienst Telegram. In der russischen Gesellschaft, in der Single-Frauen immer noch diskriminiert werden (vielleicht abgesehen von Städten wie Moskau und St. Petersburg), kratzen die Texte Khakovas, die so offen über ihre Verabredungen schreibt, gleich an mehreren Tabus. „Meine Mutter sagte einmal, dein Mann geht um die Welt, sucht nach dir und kann dich absolut nicht finden. Seitdem verfolgt mich dieser Gedanke. Denn wenn es ihn wirklich gibt, wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihm begegnen werde (in einer Welt von 7 Milliarden)? Und selbst wenn ich ihn treffe … Was ist, wenn er verheiratet ist? Woran erkenne ich ihn? Und gibt es nur einen Mann, wie meine Mutter dachte? Oder kann es mehrere geben – in verschiedenen Lebensphasen?“

Ksenia Shachneva wurde 1984 in Kasan geboren. Sie absolvierte die Fakultät für Architektur und Design der KSASU. Als Designerin arbeitete sie im Studio Aybat und ist seit 2011 freiberuflich tätig. Seit 2015 ist sie Verlegerin und Designerin im Trekhrechye Verlag. Als Bühnenbildnerin arbeitete sie für verschiedene Projekte im Kreativlabor „Ugol“, im Labor „Sviyazhsk ARTel“ und in Alexander Manotskovs Opern „Jakobs Traum, oder der schreckliche Ort“ (Gewinner der Auszeichnung „Goldene Maske“) und „Roter Garten“ in Sviyazhsk. Sie war Kuratorin und Bühnenbildnerin der Performance „Mergasovsky“ und Regisseurin und Bühnenbildnerin der Performances „Zuhra“ (Karieva-Teatr) und „147“ des Kreativlabors „Ugol“.

Darya Andreeva wurde 1995 geboren und absolvierte 2018 das Kazan State Institute of Culture mit einem Abschluss in Volkskunst. Seit 2016 ist sie Mitarbeiterin des „Ugol“ Kreativlabors und technische Leiterin des Labors. Als Schauspielerin wirkte sie hier in zahlreichen Produktionen mit. Sie ist Co-Regisseurin des Stücks „147“ nach dem Buch von Radmila Khakova. Am Sviyazhsk ARTel Theaterlabor nahm sie als Schauspielerin an „Sviyazhskoye Vremya“ (2016, Regie: R. Sattarova) und „In Deep Water“ (2017, Regie: Massimo Furlan, Claire de Ribaupierre) teil und als Regieassistentin und Schauspielerin an der Promenadenperformance „Khoja Nasreddin“ (2019, Regie: Timur Bekmambetov).

Das Kreativlabor „Ugol“ aus Kazan hat sich in den letzten Jahren in der russischen Theaterszene einen Namen gemacht. Es ist Regie- und Theaterlabor, Ort für dokumentarisches Theater, initiiert site specific Projekte, macht Baby- und Wissenschaftstheater und Online-Exkursionen. Dabei ist der Name „Ugol (Ecke)“ Programm: „Kunst ist dezentral – es gibt keinen Anfang, keine Mitte, kein Ende. Kunst hat keine Hauptstädte und keine Vororte. Es gibt „Orte der Macht“ – große Theater oder Galerien, gefüllt mit Werken von Genies aus unterschiedlichen Epochen. Lebendige Kunst findet man jedoch immer häufiger dort, wo es dunkel und staubig ist – in „Ecken“, „Dachböden“ und „Verkaufsständen“. Grandiose, kraftvolle, neue Kunst kann überall entstehen. Dafür gibt es kein Rezept. Man muss das, was man macht, lieben und sich an die Spitze der endlosen Suche begeben. Nichts anderes ist es, was „Ugol“ in Kazan tut.«