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„...es wird schon alles wieder gut...“, Katja Erfurth, Sabine Köhler und Heiki Ikkola (DE)

Fragmente eines Lebens - Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940)

Tanz Theater

„Ängstige Dich nur nicht, es wird schon alles wieder gut werden. Ich freue mich sehr auf Dein Kommen.“, schrieb Elfriede Lohse-Wächtler im März 1940 eine letzte Karte aus der Heilanstalt Arnsdorf an ihre Mutter.

Doch nichts sollte wieder gut werden – nach der Entmündigung und Zwangssterilisation fünf Jahre zuvor, folgte im Juli 1940 die Tötung innerhalb des nationalsozialistischen Euthanasie-Programmes T4 in Pirna-Sonnenstein. Die schicksalshafte, von ungestümen Aufbrüchen und persönlichen wie gesellschaftlichen Verstrickungen geprägte Biographie von Elfriede Lohse-Wächtler steht im Mittelpunkt einer Theaterproduktion, die die Künste Tanz, Masken- und Objekttheater, Musik- und Geräusch-Collagen verbindet.

Das Aufeinandertreffen der Kräfte und Reibungen, der Kampf gegen Enge und Beschneidung, das kreative Potential von psychisch labilen Menschen und deren Ängsten, das Aufbegehren nach Freiheit und Selbstbestimmung als Mensch und in der Kunst, wie die Abhängigkeiten von einzelnen Personen und der Gesellschaft, wird sich als roter Faden durch die Auseinandersetzung mit dem Leben und Schaffen von Elfriede Lohse-Wächtler ziehen und von verschiedensten Perspektiven zu befragen sein.

1899 in Dresden geboren, studierte Elfriede Lohse-Wächtler an der hiesigen Kunstgewerbeschule, nahm Kurse an der Kunstakademie und der Wigman-Schule und fand ihre Aufnahme in die Dresdner Sezession um Conrad Felixmüller und Otto Dix. Ihre glücklichste Zeit erlebte sie nach der Eheschließung mit dem Sänger und Maler Kurt Lohse in Wehlen, die jedoch wegen andauernder materieller Nöte und zwischenmenschlichen Zerwürfnissen nur von kurzer Dauer sein sollte. Nervenzusammenbrüche und diagnostizierte Schizophrenie, die Aufenthalte in Heilanstalten in Hamburg und später in Arnsdorf nach sich zogen, brachten ihre intensivsten Schaffenszeiten und künstlerische Anerkennung mit sich. Aufgrund der Verquickung spannungsgeladener persönlicher und gesellschaftspolitischer Umstände des Nationalsozialismus konnte sie der Entmündigung, Zwangssterilisation und Vergasung nicht entgehen.

Eine berührende Arbeit. (…) Dass ein solch szenisches Projekt viele Unwägbarkeiten besitzt, dessen sind sich die unmittelbar auf der Bühne Agierenden deutlich bewusst. Katja Erfurth, Heiki Ikkola und Sabine Köhler zeichnen aber ein ganz eigenes, fragmentarisches Bild von Elfriede Lohse-Wächtler, die sich selbst auch Nikolaus Wächtler nannte (von Freunden zu „Laus“ abgekürzt), sparsam kommentiert mit überlieferten Aussagen und szenischen Assoziationen. Dabei verzichten sie trotz großer Projektionsflächen im mit hellem Nesselstoff abgehangenen Bühnenrund bewusst auf herausgestellte Kunst-Beispiele, sind die sensiblen Selbstporträts, Menschenbilder verschiedenster Art oder Stadt- und Landschaftsansichten quasi nahezu „ausgespart“. Und werden dennoch assoziiert, beispielsweise in „Objekten“ wie der wunderbar ins Spiel einbezogenen Büste. (…) Das alles geschieht im Zusammenwirken der Darsteller mit ganz eigenen sprachlichen und bewegten Mitteln, mit Masken und Figurenspiel so konzentriert und intensiv, dass man sich zuweilen wie mittendrin in der Szene wähnt.“ (DNN)

Katja Erfurth, Tänzerin und Choreographin

1981-90 Tanzausbildung an der Palucca Schule Dresden, 1990-97 Engagement im Ballettensemble der Sächsischen Staatsoper Dresden. Seit 1997 freiberuflich tätig, als u.a. zahlreiche Solotanzabende, Choreographien für Inszenierungen im Musik- und Sprechtheater, wie für Schülertanzprojekte. Lehrauftrag an der Hochschule für Musik Dresden in den Bereichen Bewegung, Tanz und Improvisation. Mit dem Dore Hoyer gewidmeten Tanzabend „Tänze in SCHWARZWEISS“ wurde sie für den Sächsischen Tanzpreis 2015 nominiert.

2013 und 2017 war sie als Stipendiatin der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen mit der Recherchearbeit zu Leben und Schaffen Dore Hoyers und Mary Wigmans beschäftigt.

Außerdem ist sie in verschiedenen Fach- und Kulturbeiräten und Jurys tätig.
Als Vorstandsvorsitzende des Vereins Villa Wigman für TANZ e.V. engagiert sie sich maßgeblich um die künftige Nutzung der ehemaligen Wigman-Schule als Produktionshaus für Tanz.

Heiki Ikkola, Puppenspieler und Regisseur
1990-94 Studium der Schauspielkunst und Puppenspielkunst an der HFS „Ernst Busch“. Danach freiberuflich tätig als Puppenspieler, Regisseur, Schauspieler und Autor. 2001-2005 Künstlerischer Leiter des Puppentheaters am TJG. 2005-2013 Ko-Direktor des Festivals Internationaler Schaubuden Sommer. Ständiger Gastdozent an der HFS „Ernst Busch“.

Seit 2006 mit Sabine Köhler Leitung der freien Theatercompagnie – Cie. Freaks und Fremde.

Bisher 81 Theaterproduktionen als Darsteller, Regisseur oder Szenograph.
Er erhielt für seine Theaterarbeit mehrere Preise, u.a. gemeinsam mit Sabine Köhler für die Arbeit der Cie. Freaks und Fremde 2015 den Kunstpreis der Stadt Dresden.

Gastspiele und Festivals, u.a. in Deutschland, Schottland, Österreich, Schweiz, Tschechien, Polen, Kolumbien, Russland, Belgien, Pakistan, Liechtenstein, Frankreich, Indien, Iran, Kolumbien.

Weiter tätig in Fachbeiräten und als Kurator verschiedener Festivals.

Sabine Köhler, Puppenspielerin und Figurenbauerin
2003-2007 Studium der Puppenspielkunst an der HFS „Ernst Busch“ Berlin. Seitdem freiberuflich tätig als Puppen- und Objektspielerin und im Bereich Ausstattung/Puppenbau. Seit 2006 im Team mit Heiki Ikkola als freie Theatercompagnie – Cie. Freaks und Fremde.
Weitere Projekte unter anderem mit Katja Erfurth (Tanz), Paradata (Mimengruppe; Teheran), Yvonne Brückner (Animationsfilm/Keramik), Martina Couturier (Schauspiel) und Yvonne Dick (Kunsttherapie/JVA Dresden).
Ausstattung/Puppenbau/Kostüm für diverse freie Produktionen, u.a. Thalia Theater Halle, TJG Dresden, Puppentheater Chemnitz und Landesbühnen Sachsen.
Gemeinsam mit Heiki Ikkola erhielt sie für die Arbeit der Cie. Freaks und Fremde 2015 den Kunstpreis der Stadt Dresden. Gastspiele der Inszenierungen waren zu sehen, u.a. in Deutschland, Schottland, Österreich, Schweiz, Tschechien, Polen, Kolumbien, Russland, Belgien, Pakistan, Liechtenstein.

Karsten Gundermann, Komponist

Studium für Komposition in Dresden, klassisches Chinesisches Theater in Peking und Musik für Film und Theater an der New York University. Seit Abschluss seines Studiums arbeitete er freischaffend in Hamburg. Seine 1993 uraufgeführte Pekingoper Die Nachtigall schrieb Operngeschichte und entwickelte sich zu einer der erfolgreichsten Produktionen ihrer Zeit.

In Sinfonien (Spree-Sinfonie 2007, Abendland 2010, Wachstum&Gewalt 2016, DRESDEN 2019) und originellen Instrumentalkonzerten (Didgeridgoo-Konzert 2003, Hardangerfiedelkonzert 2004, Maultrommelkonzert 2008, Bansurikonzert2014) finden die in Kulturaustauschprojekten gesammelten Erfahrungen musikalischen Ausdruck.

Weiter arbeitet Gundermann für verschiedene Choreografen. Die Dresdner Tänzerin Katja Erfurth schuf u.a. Choreografien für Gundermanns Oper FAUST II 2007, die Theatermusik GLAUBE LIEBE

HOFFNUNG 2008 und die Kammeroper KAFKAS PROCESS 2009.