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Hexploitation – She She Pop

Performance
1962 erschien der Film „Whatever Happened to Baby Jane“, ein psychologischer Horrorthriller über zwei alternde Schwestern. Verbunden durch ein schreckliches Geheimnis, wohnen sie zusammen in einer Villa in den Hollywood Hills und machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle. Der Film begründete ein neues Film-Genre: den sogenannten Psycho Biddy- oder Hagsploitation-Film. Die Film-Diva tritt in studierter Pose vor den Spiegel, sie sieht ihr gealtertes Gesicht als Zerrbild ihrer selbst und bricht darüber in einen grauenerregenden Schrei aus: ein Bild, das zur Ikone geworden ist. 2020 sind die Mitglieder von She She Pop alle um die 50 Jahre alt und beschäftigen sich mit der Angst vor der hag, der alten Frau und der Hexe. Wie schon Bette Davis und Joan Crawford kämpfen sie gegen das Verschwinden und den Bedeutungsverlust, den Frauen jenseits der Gebärfähigkeit als gesellschaftliche Subjekte erleiden. Dafür setzen die Performer:innen selbstverständlich ihre alternden Körper ein. Der Körper sei für Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft das gewesen, was die Fabrik für männliche Lohnarbeiter gewesen ist, schreibt Silvia Federici: der Hauptschauplatz ihrer Aus- beutung und ihres Widerstands – sowohl Identifikationsquelle als auch Gefängnis. Die Hexe, die anarchische, häretische Frau, steht für unpro- duktive Sexualität und für allgemein deviantes Verhalten gegenüber Machtstrukturen und Autoritäten wie Kirche oder Staat. Bis heute dient die Bezeichnung „Hexe“ dazu, widerständige und aggressive Frauen zu dis- ziplinieren, zu stigmatisieren oder sie sozial herabzusetzen. Nach „50 Grades of Shame“ und „Frühlingsopfer“ entsteht diese Performance wieder in enger Zusammenarbeit mit dem Video-Künstler Benjamin Krieg. Mehrere Live-Kameras dienen den Performer:innen als Spiegel, als Vergrößerungsglas und als intimes Untersuchungsinstrument: der eigene Alterungsprozess zeigt sich an der Schwelle zwischen nackter Präsenz und kunstvoller Repräsentation. Die Performer:innen untersuchen eigene verstörende Makel und Obsessionen, sie ergründen Tabus und zitieren tradierte Hexendarstellungen. Dabei nutzen sie die Kamera auch als Zauberkasten, mit dessen Hilfe sich der eigene Körper transzendieren lässt, um mit melodramatischem Ekel und komischer Lust immer neue befreiende Selbstbilder zu schaffen: „Mr. Demille, I’m ready for my close-up!“ (Norma Desmond in Sunset Boulevard, 1950) https://vimeo.com/492010901 Das Berliner Performance-Kollektiv She She Pop wurde in den 90er Jahren am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft gegründet. Inzwischen sind über 35 Stücke entstanden. Zuletzt erhielten die Künstler:innen 2019 den Theaterpreis Berlin.

+ Publikumsgespräch im Anschluss am 26.11.

1962 erschien der Film „Whatever Happened to Baby Jane“, ein psychologischer Horrorthriller über zwei alternde Schwestern. Verbunden durch ein schreckliches Geheimnis, wohnen sie zusammen in einer Villa in den Hollywood Hills und machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle. Der Film begründete ein neues Film-Genre: den sogenannten Psycho Biddy- oder Hagsploitation-Film. Die Film-Diva tritt in studierter Pose vor den Spiegel, sie sieht ihr gealtertes Gesicht als Zerrbild ihrer selbst und bricht darüber in einen grauenerregenden Schrei aus: ein Bild, das zur Ikone geworden ist.

2020 sind die Mitglieder von She She Pop alle um die 50 Jahre alt und beschäftigen sich mit der Angst vor der hag, der alten Frau und der Hexe. Wie schon Bette Davis und Joan Crawford kämpfen sie gegen das Verschwinden und den Bedeutungsverlust, den Frauen jenseits der Gebärfähigkeit als gesellschaftliche Subjekte erleiden. Dafür setzen die Performer:innen selbstverständlich ihre alternden Körper ein. Der Körper sei für Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft das gewesen, was die Fabrik für männliche Lohnarbeiter gewesen ist, schreibt Silvia Federici: der Hauptschauplatz ihrer Aus- beutung und ihres Widerstands – sowohl Identifikationsquelle als auch Gefängnis.

Die Hexe, die anarchische, häretische Frau, steht für unpro- duktive Sexualität und für allgemein deviantes Verhalten gegenüber Machtstrukturen und Autoritäten wie Kirche oder Staat. Bis heute dient die Bezeichnung „Hexe“ dazu, widerständige und aggressive Frauen zu dis- ziplinieren, zu stigmatisieren oder sie sozial herabzusetzen. Nach „50 Grades of Shame“ und „Frühlingsopfer“ entsteht diese Performance wieder in enger Zusammenarbeit mit dem Video-Künstler Benjamin Krieg. Mehrere Live-Kameras dienen den Performer:innen als Spiegel, als Vergrößerungsglas und als intimes Untersuchungsinstrument: der eigene Alterungsprozess zeigt sich an der Schwelle zwischen nackter Präsenz und kunstvoller Repräsentation. Die Performer:innen untersuchen eigene verstörende Makel und Obsessionen, sie ergründen Tabus und zitieren tradierte Hexendarstellungen. Dabei nutzen sie die Kamera auch als Zauberkasten, mit dessen Hilfe sich der eigene Körper transzendieren lässt, um mit melodramatischem Ekel und komischer Lust immer neue befreiende Selbstbilder zu schaffen: „Mr. Demille, I’m ready for my close-up!“ (Norma Desmond in Sunset Boulevard, 1950)

Das Berliner Performance-Kollektiv She She Pop wurde in den 90er Jahren am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft gegründet. Inzwischen sind über 35 Stücke entstanden. Zuletzt erhielten die Künstler:innen 2019 den Theaterpreis Berlin.

Dauer: 1 Std. 15 Min.

Publikumsgespräch am 26.11.

Während der Veranstaltung sind unbekleidete Körper und Details zu sehen.

Von und Mit: Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke

Matzke, Ilia Papatheodorou, Berit Stumpf.

Musik: Santiago Blaum, Video: Benjamin Krieg, Bühne: Sandra Fox, Kostüme: Lea Søvsø,

Künstlerische Mitarbeit: Laia Ribera, Sounddesign: Manuel Horstmann, Licht: Michael

Lentner, Technische Leitung: Sven Nichterlein, Video Assistenz: Daniela Garcia del

Pomar, Produktion: Valeria Germain, PR, Kommunikation: ehrliche arbeit – freies

Kulturbüro, Freie Mitarbeit Kommunikation: Tina Ebert, Finanzadministration: Aminata

Oelßner, Company Management: Elke Weber.

Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer Berlin, Kampnagel Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm, FFT Düsseldorf, Residenz Schauspiel Leipzig, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Kaserne Basel, Dublin Theatre Festival und Festival delle Colline Torinesi Turin.